„Möhrchen brauchen Wind“, lernte ich gestern von einer Wustrower Gartenfreundin. Wenn kein Wind weht, dann werden die Möhren gnadenlos von irgendwelchen Tierchen kaputt gefressen, lautet die These.
Gartenlos wie ich bin, ist der praktische Nutzen der Wind-Möhrchen-Theorie für mich gleich null. Dennoch: Auf dem Heimweg von dem sonntäglichen Arbeitstreffen in Wustrow achtete ich auf den Wind. Wehte überhaupt welcher?
Kaum hatte ich mich aufs Fahrrad geschwungen, fiel mir der erste „Windrichtungsgeber“, besser bekannt als Wetterfahne, auf dem First der Bahnhofsstraße 4 auf. Bis zu meinem Zielort Dannenberg sollten einige weitere folgen…
Erst mal näher ranzoomen: Kein Wetterhahn, sondern ein kleines Männlein mit Käppi, das einen Schlüssel in der Hand hält, dazu die Initialen „T. I.“, steht dort oben auf dem Dach.
Gleich um die Ecke auf dem Dach der denkmalgeschützten früheren Fabrikantenvilla in der Langen Strasse, in der seit bald 30 Jahren das Museum Wustrow untergebracht ist, weht leider keine Wetterfahne.
Dafür werden die beiden schmucken Mansarden mit Metallelementen betont, die kopflos gesprengten Tulpen ähneln.
Am Fehl und der Villa Wendland vorbei radelte ich einen kleinen Schlenker über Güstritz. Gleich an der Einfahrt zum Rundling hat jemand seine Leidenschaft für die Jagd auf der Wetterfahne verewigt.
Der fröhliche Hund gefällt mir.
Auf dem Stallgebäude der Schäferei in Jeetzel…
…steht – natürlich – ein weithin sichtbares wollweißes Wetter-Schaf.
In Lüchow dominieren die Jahreszahlen: in der Bergstraße 36/37, einem Teil des Gebäudekomplexes des früheren „Traditionskaufhauses“ F. Hettig, …
…ist es die 1907.
Auf dem Gebäude des Ratskellers Lüchow weht eine ungewöhnlich geformte Fahne: Ist es eine Welle? Ein Schiff? Ein Schnabelschuh?
Oder schlicht eine stilisierte Flagge? Schmuck ist der achtzackige Stern an der Spitze.
Ganz ähnlich sieht die Wetterfahne auf dem Glockenturm aus. Sie trägt die Jahreszahl 1817. Beide Fahnen datieren also nur kurze Zeit nach dem schlimmen Feuer, den die Stadt Lüchow 1811 erlebte. War es nicht sogar so, dass nur der Amtsturm und der Glockenturm den Brand damals überstanden?
Und noch eine letzte Wetterfahne kam mir in Lüchows Langer Straße vor die Linse…
Hier hat sich jemand – vielleicht der Erbauer? – mit seinen Initialen ein Denkmal gesetzt.
Auf dem weiteren Weg von Lüchow nach Dannenberg fielen mir keine Wetterfahnen auf, was vermutlich eher meiner nach der Winterpause etwas maroden Kondition zuzuschreiben ist. In die Pedale strampeln und weiteratmen erforderte möglicherweise meine volle Konzentration. Erst in Dannenberg angekommen hatte ich wieder Augen für die Besonderheiten am Wegesrand.
Das hübsche Wetter-Schwein, das in der Langen Strasse in Dannenberg auf dem Dach einer Schlachterei steht, und der Wetterhahn gleich nebenan waren neulich im Blog Utasflow zu sehen. Aber ein letztes Tier darf in diesem Zoo der Wetter-Tiere natürlich nicht fehlen:
Ein Wetter-Löwe steht auf der Spitze des mittelalterlichen Dannenberger Waldemarturms. Genauer gesagt ist es ein „steigender Löwe“. Dieser sich auf den Hinterbeinen aufrichtende Löwe ist das Wappentier des welfischen Fürstentums Lüneburg, zu dem Dannenberg ursprünglich gehörte.
To be continued…
Schön gemacht. Einige davon kannte ich, andere nicht. Die explodierten Tulpen sind eine tolle Interpretation!
Schöne Sammlung, muß ich mal genauer drauf achten.
Ich habe noch ein paar im Sinn, die ich bei Zeiten zeigen möchte. In Dömitz gibt es eine Katze auf dem Dach.
Das klingt gut. Bin gespannt, welche Wetter-Tiere Du noch zur Strecke bringen wirst 🙂
in Gedanken habe ich schon einen Ordner voll, allein mit der Umsetzung hapert es. 🙂
„Es ist töricht, aber der Wind macht mich immer seltsam fröhlich, fröhlich wie ein kleines Mädchen. Es muß wegen dieser Vorstellung sein, daß er durch die Köpfe fährt und die Gedanken mit fortnimmt.“ (Susanna Tamaro: Love)
Welch schöne Sammlung!
Lieben Dank für das treffliche Zitat!