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Fundstück Nr. 19

Die Fahrradsaison ist geöffnet!

Die Fahrradsaison ist geöffnet! – zum Vergrößern bitte das Bild anklicken

Morgen ist der 1. März – meteorologischer Frühlingsbeginn! Bevor ich mich zum traditionellen Anradeln in den Sattel schwingen kann, wartet aber wohl noch etwas Arbeit auf mich…

Okay. Nein. Das ist nicht mein Fahrrad, das hier an einer Wäschestange in einem Hinterhof lehnt. Dies ist ein Fundstück von heute vormittag am Ostbahnhof Dannenberg.

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Stadt – Land – Fluss. Drahteselrunde von Dannenberg über Hitzacker nach Dömitz und zurück

Wegweiser zur Stadt-Land-Fluss-Tour

Wegweiser zur Stadt-Land-Fluss-Tour

„Dreimal ist Bremer Recht“ – so mein Gedanke, als ich mich letzten Freitag auf den Drahtesel schwang, um nun endlich die “Stadt-Land-Fluss-Tour” abzuradeln. Zweimal war ich in den letzten Wochen auf halbem Wege umgedreht, weil der Himmel sich zuzog.

Tatsächlich hatte ich diese „Thementour“ der Elbtalaue-Wendland Touristik schon seit letzten Sommer auf dem Plan. Auch am Freitag sah der Himmel zunächst eher nach ergiebigem Regen als nach Sonnenschein aus. Egal. Erst mal los!

Knapp 50 Kilometer plane Strecke sieht die Thementour vor. Als Ausgangspunkt ist Dannenberg oder Hitzacker vorgeschlagen. Ich startete in Dannenberg und radelte über Pisselberg nach Hitzacker.

Am Anflug auf Hitzacker

Im Anflug auf Hitzacker

In Hitzacker angekommen schlug ich erst einmal ein wenig Zeit tot. Denn die Wolken über mir wurden zunehmend dunkler und ich konnte mich nicht gleich entscheiden, ob ich nun wirklich die große Runde wagen sollte. Also erst einmal einen Coffee-to-go geschlürft, auf der Stadtinsel das Rätsel des August-Barge-Schildes gelöst und ein paar der bunten alten Haustüren besichtigt, die ich so liebe.

Laubwerk-Ornament an einer Haustür auf der Stadtinsel Hitzacker

Laubwerk-Ornament an einer Haustür auf der Stadtinsel Hitzacker

Bei der Gelegenheit entdeckte ich eine Windrose im Straßenpflaster der Elbstraße. Ist mir vorher nie aufgefallen.

Windrose im Pflaster der Elbstraße in Hitzacker

Windrose im Pflaster der Elbstraße in Hitzacker

Das Wetter wurde leider nicht besser. Aber warten wollte ich nun auch nicht länger, also rauf auf die Fähre, die täglich von 9 bis18 Uhr zwischen Hitzacker (Niedersachsen) und Bitter (Mecklenburg-Vorpommern) verkehrt – nach Vereinbarung übrigens auch darüberhinaus (Tel.: 0160-5960668).

Fähranleger Bitter

Fähranleger Bitter: Nein, dies ist keine Abendstimmung – auch wenn es so aussieht. Das Foto entstand um die Mittagszeit.

Hier führte die Strecke auf dem Elberadweg ganz entspannt bis ins etwa 21 Kilometer entfernte Dömitz. Ich war überhaupt zum ersten Mal auf dieser Seite der Elbe. Die Häuser entlang der Strecke, die sich zu DDR-Zeiten im unmittelbaren Grenzgebiet befanden, stehen größtenteils direkt am Deich bzw. direkt am Radweg. Klassische Vorgärten oder Zäune gibt es kaum. Stattdessen fielen mir die vielen wunderschönen Apfel- und anderen Obstbäume auf, die vor vielen Häusern stehen. Und ich registrierte die Weite. Und die Einsamkeit.

Um wieviel einsamer und isolierter mag sich das Leben hier zu Zeiten der innerdeutschen Teilung angefühlt haben? Insbesondere im Ort Rüterberg, der ab 1967 komplett von Grenzsicherungsanlagen umschlossen war. Die rund 150 Bewohner des Ortes kamen nur durch ein streng bewachtes Grenztor und unter Vorlage ihres Ausweises in ihr eigenes Dorf. Besucher brauchten eine Sondererlaubnis. Und zwischen 23 Uhr und dem Morgengrauen war der Ort komplett dicht. Schwer vorstellbar, auf Dauer so zu leben. Die Rüterberger haben’s 22 Jahre getan.

Radweg am Deich

Elberadweg zwischen Bitter und Wehningen

Es setzte leichter Nieselregen ein. Ein heißer Tipp für solche Phasen, in denen man sich vom Schmuddelwetter ablenken möchte oder es außer Deich und Grün und dunklem Himmel nicht viel zu sehen gibt: Ich stelle mir dann mit Begeisterung vor, dass ich in meinem persönlichen riesigen Freilichtmuseum unterwegs bin und dass die Fenster der Privathäuser, an denen ich vorbeiradle, eigentlich außergewöhnliche Museumsvitrinen sind. So wie dieses hier – was haben die Bewohner da denn Hübsches ausgestellt?

Ausstellungsstück auf Fensterbank

Nur für mich haben die Bewohner dieses Hauses etwas auf ihrer Fensterbank ausgestellt. Was ist es nur?

Erst mal näher rangehen.

Ausstellungsstück im Fenster

Ausstellungsstück im Fenster: ein Schneefuchs? Irgendein Mardertier? Wer stellt sich so etwas auf die Fensterbank?

Weiter nach Strachau.

Der Schrein - bildhauerische Arbeit von Klaus Großkopf

Skulptur von Klaus Großkopf

Es sieht aus wie ein rot eingefärbter Teilabdruck eines opulenten Hinterns, der in einem Holzgestell zum Trocknen hängt. Es heißt „Grosser Schrein“, ist eine bildhauerische Arbeit von Klaus Großkopf und steht direkt am Strachauer Ortseingang am Radweg. Ich erinnerte mich urplötzlich an ein lesenswertes Porträt von Klaus Großkopf, das vor Jahren im Magazin Zero zu lesen war. Entschied sich der Autor des Porträts Karl-Heinz Farni damals nicht für einen Besuch bei Großkopf, nachdem er minutenlang beseelt einen steinernen Arsch von Großkopf in Händen gehalten hatte?

Blick in den Garten von Klaus Großkopf

Blick in den Skulpturengarten in Strachau

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite liegt der private Skulpturengarten von Klaus Großkopf und Barbara Westphal.

Skulptur zwischen Obstbäumen

Skulptur zwischen Obstbäumen

Der Skulpturengarten ist – soweit ich weiß – nicht öffentlich zugänglich. Aber man kann auch vom Radweg aus zwischen den alten Obstbäumen die unterschiedlichsten Skulpturen entdecken.

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Beton-Blumenkasten

Ein weiteres interessantes Ausstellungsstück in einem privaten Vorgarten: ein mit Glasscheiben aufgemotzter Beton-Blumenkasten.

Eine willkommene Abwechslung zur Deich-Einsamkeit: eine Schafherde mit – wie mir einer der begleitenden drei Schäfer sagte – über 1000 (!) Tieren, die an mir vorbeigetrieben wurde.

Schafe am Deich

Schafe am Deich

Auf meine Frage, wo es denn nun hingehe für die Tiere, antwortete er mit todernster Miene: „Nach Hamburg. Die wollen alle zur Reeperbahn.“ Ah, ja.

In Wehningen machte ich einen kleinen Abstecher zur Kapelle. Irgendwo hatte ich gelesen, dass sich in den Ziegeln rechts und links des Eingangs Pfotenabdrücke von Hund oder Katze befinden sollen. Tatsächlich!

Pfotenabdrücke an der Kapelle Wehningen

Pfotenabdrücke an der Kapelle Wehningen

Die Pfotenabdrucke sollen als „Bannzeichen“ gedient haben, heißt es. Die Küsterin, die vor der Kapelle gerade am Teppichklopfen war, mochte dies nicht bestätigen.

Ganz in der Nähe des Radwegs stieß ich auf einen auffallend imposanten Pfeiler. Ein Solitär. Die rostigen Scharniere an einer Seite wiesen aber darauf hin, dass zu diesem Pfeiler einmal ein Zwilling mit entsprechender Tordurchfahrt gehört haben muß.

Wehningen: Pfeiler

Wehningen: imposanter übermannshoher Pfeiler einer früheren Tordurchfahrt. Sein Zwilling steht nicht mehr.

Fast vom Grün verdeckt, findet sich ganz in der Nähe der steinerne Torbogen des früheren Wasserschlosses Wehningen.

Torbogen des früheren Schlosses Wehningen

Torbogen des früheren Schlosses Wehningen.

Die Geschichte des Schlosses Wehningen reicht bis ins Jahr 1285 zurück. Damals war es der Sitz des Raubritters Riebe, der gegen Ende des 13. Jahrhunderts die gesamte Griese-Gegend in Angst und Schrecken versetzte, die Landstraßen unsicher machte und durchziehende Kaufleute und Händler ausraubte. Ab 1842 kam das Schloß in den Besitz des Grafen von Bernstorffs. Heute ist vom Schloß allerdings kaum mehr etwas über: 1979 wurde es aus Gründen der „Staatssicherung“ abgerissen und komplett eingeebnet.

Infotafel Schloss Wehningen

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Eine Infotafel erinnert an das frühere Schloss Wehningen. Auf der hier zu sehenden historischen Aufnahme ist noch einmal der bis heute bestehende Torbogen zu sehen – links dahinter das Schloss.

Weiter nach Rüterberg. Auf die Geschichte der früheren „Dorfrepublik Rüterberg“ hatte ich keine große Lust, darum ließ ich das kleine Heimatmuseum des Ortes links liegen. Ich bestieg den kleinen Aussichtsturm des Ortes, der einen schönen weiten Blick über das Elbvorland lieferte. Ansonsten erfreute ich mich insbesondere an den Bemühungen der Rüterberger, ihren Gästen das gewisse Etwas zu bieten – siehe Foto unten.

Rüterberg: Schild Kackplatz

Aussagekräftige Beschilderung in Rüterberg – hier stimmt die touristische Servicequalität.

 

Schiff Hilde

Die „Hilde“ tuckert auf dem Weg nach Hitzacker an Rüterberg vorbei.

Auf abwechslungsreichen Wegen – mal war es Sand-, mal Schotterpiste, mal ging es am Deich entlang, mal durch ein Waldstück – gelangte ich bis nach Dömitz. Kurzer Abstecher zur Festung Dömitz, im norddeutschen Raum eine der wenigen erhaltenen Flachlandfestungen des 16. Jahrhunderts.

Renaissance-Eingangsportal der Festung Dömitz

Renaissance-Eingangsportal der Festung Dömitz

 

Löwe mit herausgestreckter Zunge am Eingangsportal der Festung Dömitz

Ein früher Stones-Fan? Löwe mit herausgestreckter Zunge am Eingangsportal der Festung Dömitz

Von Dömitz aus ging es über die Dömitzer Brücke wieder auf die Heimreise gen Niedersachsen. Bei doofem Gegenwind und mittlerweile ziemlich müden Radler-Beinen fuhr ich einen Schlenker über Langendorf und Quickborn und zurück nach Dannenberg.

Später Nachmittag kurz vor Dannenberg – und gleich fängt’s wieder an zu pieseln.

Alle Bilder des Tages gibt es hier.

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Von Dorf zu Dorf zu Dorf – auf Rundlingstour im Wendland

Vierständerhäuser im Rundling Güstritz

Der gemeine Lüchower mag’s rund. Wie sonst wäre es zu erklären, dass die Klein(st)stadt Lüchow allein in Zusammenhang mit der Ortsumgehungsstrasse sage-und-schreibe fünf neue Kreisel bekommen hat? Zweitliebstes der Lüchower (und nicht nur dieser – mindestens ich gehöre ebenfalls zu den erklärten Fans) sind die Rundlinge.

Rundling Jabel

Von diesen “in die Runde gebauten” Dörfer gibt es in Lüchow-Dannenberg immer noch mehr als 100. Viele sind unverkennbare Rundlingsdörfer, andere sind eher “Dörfer mit Rundlingsgeschichte”. Mit 15 von ihnen – pars pro toto – bemüht sich die Stadt Lüchow um eine Anerkennung als UNESCO-Welterbe.

(Nachtrag vom 8. Sept. 2013: Die Samtgemeinde Lüchow plant inzwischen, in ihrer Bewerbung anstelle des Ensembles von 15 ausgewählten „schönen“ Rundlingsdörfern den Schwerpunkt noch deutlicher auf die besondere „Siedlungs- und Kulturlandschaft“ zu legen – denn „schöne“ Dörfer mit „schönen“ niederdeutschen Hallenhäusern gibt es anderswo auch. Das von der Samtgemeinde beauftragte Wissenschaftlerteam vom „Institut für Heritage Management“ der TU Cottbus hat zu diesem Zweck eine zusammenhängende „Kernzone“ definiert, in der sich ausschließlich Rundlingsdörfer befinden, konkret: 19 Stück an der Zahl! Hierbei handelt es sich um einen ersten Vorschlag, der in den kommenden Wochen mit allen Beteiligten diskutiert werden soll.)

In meinen letzten Urlaubstagen Ende August machte ich mich auf den Weg, die „Rundlingstour“ der Elbtalaue-Wendland Touristik (EWT) mit dem Fahrrad zu erkunden. Erneut – wie schon bei meiner Amphibientour – lautete die Parole: familienfreundlich, keine Steigungen. Perfekt.

Die Infos zu den einzelnen Rundlingen, die die Radwanderkarte der EWT enthielt, war allerdings eher mager.  Schnell noch zur Gästeinfo am Lüchower Busbahnhof: „Rundlinge? Nee, dazu haben wir nichts…“, bedauerte die Mitarbeiterin der Infostelle. Und das in der Stadt, die ihre Rundlinge zum WELTERBE erklären lassen will, dachte ich einigermaßen entnervt. Dann fiel der sympathischen Frau jedoch das vierseitige einfach zusammengeheftete DIN A4-Merkblatt „Rundlingsdörfer im Wendland“ ein, das sie „für alle Fälle“ immer unter ihrem Tresen griffbereit hat. Netterweise warf sie dieses schnell auf den Kopierer – und so hatte ich die Kurzporträts von 24 Rundlingsdörfern im Gepäck. Mehr brauchte ich erst mal nicht.

 
Wegweiser

Zweiständer-, Dreiständer-, Vierständerbauweise… Mit den bautechnischen Feinheiten wollte ich mich bei meiner Tour nicht allzusehr aufhalten – ich wollte bei einer ausgedehnten Radtour vor allem „schöne“ Rundlinge und „alte“ Hallenhäuser sehen.

Vierständerhaus von 1762 in Güstritz

Und ich genoß erneut die Weite und die wunderbare Möglichkeit, für ein, zwei oder drei Stunden durch die spätsommerliche Landschaft zu radeln und (so gut wie) keiner Menschenseele zu begegnen. So wie hier auf der Strecke zwischen Jeetzel und Klennow.

Allein auf weiter Flur zwischen Jeetzel und Klennow

So aufwändig der “Flächenlandkreis” Lüchow-Dannenberg manche Dinge, wie z. B. einen funktionierenden ÖPNV, machen mag, so traumhaft ist die Weite und Einsamkeit der Landschaft, die ich hier beim Wandern und Radwandern erlebe. Eine Klosterzelle ist nichts dagegen. Meditation in der Natur. Auf dem Drahtesel. Für mich funktioniert’s.

Hallenhäuser – korrekt eigentlich „Niederdeutsche Hallenhäuser“ genannt. Diese Hausform mit den oft farbenprächtig ausgestalteten Giebeln scheint im Wendland untrennbar mit den Rundlingen verbunden zu sein. Aber diese Ehe aus spezifischer Haus- und Dorfform ist wohl tatsächlich nicht zwingend, wie Prof. Dr. Wolfgang Meibeyer in seinem Beitrag im Wendland Lexikon erläutert. (Okay, okay, im Anschluß an meinen Rundlingstour hatte ich das Bedürfnis, mich ein bißchen schlau zu lesen.) Das zeigen Beispiele aus der Prignitz oder der Altmark, wo das Hallenhaus ab dem 18. Jahrhundert durch sogenannte Querdielenhäuser ersetzt wurde – keine Ahnung, was das für Häuser sind… Jedenfalls stehen diese – anders als die Hallenhäuser in den wendländischen Rundlingen – nicht mit der Giebelseite, sondern mit der Traufseite zum Dorfplatz. Was dazu führt, dass man dort Rundlingsdörfer kaum noch als solche erkennen kann. Aha.

Buntes Zierwerk an einem Haus im Rundling Satemin

Das besondere am Hallenhaus ist, dass es ein sogenanntes „Einhaus“ ist. Der Wohnraum, die Ställe und auch das Lager für die Ernte in sind in einem Haus untergebracht. Familie und Viehzeug unter einem Dach: Was man da an Heizkosten sparen kann! Oder bringt das gar nicht so viel in Sachen Wärmeentwicklung? Mir fehlen da die Erfahrungswerte. Wie es aussehen kann, wenn der ursprüngliche Charakter eines „Einhauses“ in einem heutigen Hallenhaus wieder hergestellt wird, zeigt Nadja in ihrem Blog „So bunt das Leben“.

In Klennow entdeckte ich im übrigen mein Lieblingshallenhaus. Ich kann gar nicht genau sagen, was mich daran so ansprach. Jedenfalls würde ich dort morgen spontan einziehen – wenn man mich ließe.

Dielentor Klennow
Dielentor im Rundling Klennow

Je länger ich unterwegs war, desto weniger reichte es mir, einfach nur „schöne“ Rundlinge zu sehen oder Häuser, die offensichtlich „alt“ waren oder sogar „schön alt“ – und davon gab es natürlich eine Menge. Ich wünschte mir, ich hätte einen Rundlingskenner dabei, der mir die Besonderheiten nahebrachte, die ich Ahnungslose zwangsläufig übersehen musste.

Mehr und mehr fielen mir nun neben den „schönen“ Häusern auch die einzelnen Häuser auf, die scheinbar das Rundlingsidyll störten: ehemalige Hallenhäuser, die umgebaut und dem jeweiligen Zeitgeschmack angepasst worden waren.

Klennow
Dem Zeitgeschmack angepasst: Verklinkerte Hallenhäuser im Rundling Klennow

Es muß eine Zeit gegeben haben, in der Fachwerk irgendwie “out” war. In der Klinker irgendwie schicker erschien.

Klennow
Im Rundling Klennow

Oder Eternit.

Haus Jeetzel mit Eternit
Verkleidet: Haus in Jeetzel mit Eternit-Fassade

Vielleicht war es auch nur einfach billiger, die Fronten der Häuser mit Eternit zu verkleiden als ganze unansehnliche oder vergammelte Balken auszutauschen.

Sehenswert auch dieses rund 100 Jahre alte Haus, das im Rundling Güstritz steht! Im Wendland-Archiv trägt dieses Haus den Namen „Rübenburg“. Ob hier ein Güstritzer Bauer dank seiner Zuckerrüben zu Geld gekommen ist und sich damit seine eigene kleine Burg gebaut hat?

Rübenburg Güstritz
Die „Rübenburg“ im Rundling Güstritz: das Zuhause vom „Rübenbauern“?

In Schwiepke hatte ich meine ganz eigene Clint-Eastwood-Erfahrung. Kaum war ich ins Dorf geradelt und hatte meine Kamera hervorgekramt, da sah ich am Horizont ein schemenhaftes Etwas stehen. Ich ging einige Schritte darauf zu, blieb stehen. Das Etwas machte ein paar Schritte in meine Richtung und verharrte ebenfalls. Jetzt erkannte ich, dass es sich um eine kleine Dorfoma handelte. Breitbeinig stand sie in ihrer Kittelschürze mitten auf der Straße. Außer Schussreichweite, dachte ich gerade noch. Ich machte einen Schritt ins Dorf – Oma machte einen in die gleiche Richtung. Ich machte eine Kehrtwende in die entgegensetzte Richtung. Oma folgte.

Ich entschied, mich von Oma nicht weiter provozieren irritieren zu lassen und begann, meine kleine Fotorunde durchs Dorf zu machen. Die Kleine folgte mir auf Schritt und Tritt. Immer in sicherer Distanz, immer breitbeinig, als hätte sie Stunden im Sattel gesessen. Und voller Misstrauen.

Angenommen, die wendländischen Rundlinge werden tatsächlich Welterbe. Angenommen, es kommen dann nicht nur vereinzelte Touris in Omas Rundling, sondern ganze Busladungen. Mag sein, dass Oma dann nicht mehr lebt, denn mit einer Anerkennung wäre frühestens im Jahr 2020 zu rechnen. Über die positiven Effekte für den regionalen Tourismus, aber auch die möglichen negativen schreibt Rolf Diekmann anschaulich in seinem Beitrag „Erbschaft für uns alle“ in einer „Landluft Spezial“. Dass die Chancen überwiegen, davon ist Dr. Arne Lucke überzeugt. In der Landluft-Sonderbeilage gibt es ein lesenswertes Interview mit dem langjährigen Lüchow-Dannenberger Kreisarchäologen. Einzelne Exemplare dieses „Rundlingsheftes“ sind übrigens bei der Stadt Lüchow (Wendland) und bei der Denkmalpflege des Landkreises Lüchow-Dannenberg erhältlich.

Meine Tour startete in Lüchow und führte mich über Jeetzel, Klennow, Güstritz, Satemin…

Satemin
Spruchbalken im Rundling Satemin

Jabel, Meuchefitz…

Meuchefitz
Detail an einem Haus im Rundling Meuchefitz

Schwiepke…

Friedrich Lange
Heimatforscher Friedrich Lange (+) hat in Schwiepke seine eigene Straße

…nach Küsten.

Senioren im Rundling Küsten
Gut drauf: Senioren im Rundling Küsten

Von hier hätte ich – laut Karte – eigentlich gen Osten nach Lübeln und dann zurück nach Lüchow fahren sollen. Ich entschied mich stattdessen für die „Nordroute“ und fuhr über Karmitz, Platenlaase und Jameln (auch alles Rundlingsdörfer) nach Dannenberg.

Alle Bilder meiner „Rundlingstour“ gibt es hier.

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Frosch, wo steckst Du? – Amphibien-Radtour durch die Elbtalaue

Schafe und Radler am Jasebecker Deich

26 Kilometer, keine Steigungen. Die Amphibientour klang wie für mich und für einen sanften Einstieg in den „heimischen Fahrradtourismus“ gemacht. Empfohlener Ausgangspunkt für die Themenradtour: Dannenberg, Marktplatz bzw. Kirche.

Ich vermutete, dass ich unterwegs kaum einen Lurch (oder sagt man grammatikalisch korrekt „Lurchen“?) zu Gesicht kriegen würde. Denn die Hochzeit der Paarung ist längst durch und in der heißen Augustsonne verkrümeln sich die Froschjungs und -mädels lieber in die geschützteren Gefilde der Tümpel, Bracks und Seen. So startete ich meine persönliche Amphibientour schon etwas eher: am Mühlentor, am Beginn der Langen Straße. Denn das Dannenberger Stadtmarketing bemühte sich vor einigen Jahren intensiv darum, den Frosch auch hier in der Innenstadt anzusiedeln.

Frosch Nr. 1

Frosch Nr. 1 begegnete mir auf der Höhe Keetz – Sparkasse. Ein stolzer Vertreter seiner Art mit empor gerecktem Kinn, der stoisch jeden beäugt, der die gegenüber liegende Sparkassen-Filale betritt. Stundenlang, tagelang, wochenlang. A dirty job, but someone’s gotta do it.

Frosch Nr. 2

Einen engen Verwandten von Frosch Nr. 1 entdeckte ich am Marktplatz.  Leider sah er irgendwie bösartig oder schwer drogenabhängig aus. Schnell weiter.

Werbefrosch

In einem Schaufenster eines Tabak- und Zeitschriftengeschäfts zwei weitere Vertreter dieser Art. Der eine (ohne Foto) fristet sein Dasein zwischen einer Wasserpfeife und geschmackvollen Plastikseerosen, der andere zeigt dieses spezielle eingefrorene Lächeln, das wir von bezahlten Dienstleistern kennen. Sich als Werbefrosch zu prostituieren, war vermutlich nicht sein feuchter Karrieretraum.

Die Ausstellung „Sei (k)ein Frosch“ im Alten Rathaus am Markt ließ ich aus. Hab ich schon gesehen. Ist aber sehenswert und parallel zur Gäste-Information geöffnet.

Am Marktplatz aus startete dann die eigentliche Amphibientour. Kurz hinter Dannenberg an der Straße nach Penkefitz entdeckte ich den ersten Wegweiser des neuen „Besucherlenkungskonzepts“, das seit Sommer 2012 an vielen Rad- und Wanderstrecken installiert wurde.

Wegweiser des neuen „Besucherlenkungskonzepts“

Praktischerweise sind diese Wegweiser auch mit den kleinen farbigen Signets versehen, die die verschiedenen „Thementouren“ kennzeichen. Das Signet der Amphibientour ist blau und – natürlich – mit einem Frosch versehen.

Unterwegs kann man sich auf diversen Infotafeln schlaulesen über diese besondere Landschaft…

„Die Elbtalaue ist durchzogen von Flutrinnen, Mulden und Altarmen – geschaffen von dem ehemals ungebädigtem Elbstrom. Manche Gewässer wurden in jüngerer Zeit umgestaltet oder auch neu geschaffen. Ob Naturgewalt oder Menschenwerk: In ihrer Vielfalt sind die Stillgewässer wichtige Lebensräume für Amphibien: Frösche, Kröten, Unken und Molche.“

Und ich erfuhr einiges über diese besonderen Tiere, die ein Doppelleben führen, nämlich sowohl im Wasser als auch an Land – daher auch der Name „Amphibie“, was vom griechischen Wort für „doppellebig“ kommt (was ich wahrscheinlich im Biologieunterricht gelernt habe, mir vorübergehend aber entfallen war). Und nicht anders als Menschen, die ein Doppelleben führen, sind Amphibien (auch Lurche genannt) ziemliche Heimlichtuer. Tatsächlich habe ich während der gesamten Tour keinen dieser Vögel respektive Lurche zu sehen oder zu hören bekommen.

Achtung! Frosch quert.

So spielte für mich – once again – die Landschaft die Hauptrolle. Es ging vorbei an den auffallend saftigen Grünstreifen gleich hinter Dannenberg, die so angelegt sind, dass sie das Niederschlagswasser vom Gewerbegebiet Breeser Weg sammeln, vorbei am grün leuchtenden „Brack Predöhlsau“, einem Überbleibsel einer alten Flutrinne, entlang der Apfelbaumallee zur „Tauben Elbe“, wo die vier diesjährigen mageren Jungstörche aus dem Penkefitzer Storchennest am Trafotürmchen gerade unermüdlich An- und Abflug übten – leider alles ohne Foto. Meine Kamera hatte unterwegs ihre Mucken.

Die Route der alten Obstsorten im Wendland und die Deutsche Storchenstraße streifen teilweise die Amphien-Strecke, so dass ich unterwegs beispielsweise Näheres über die „Jasebecker Mehlbirne“ erfahren konnte, einen rund 150 Jahre alten Obstbaum-Methusalem. Und über das Paarungsritual der Störche lernte ich:

„Das Paarungsritual wird dadurch eingeleitet, dass das Männchen das Weibchen krault und es umschreitet.“

Irgendwie kommt mir das vage bekannt vor.

Weite bei Jasebeck

Die Tour führte vorbei an den Jasebecker Bracks…

Am Damnatzer Elbufer.

…und nach Damatz. Nach der wunderschönen Einsamkeit der Tour bis hierher erschien mir Damnatz im Kontrast fast wie die wendländische „Schinkenstraße“. Denn hier reihten sich plötzlich ein Radfahrer-Imbiss, eine Radfahrer-Pension und mehr aneinander… Im Grunde passte mir das aber ganz gut. Denn so kam ich zu meinem Riesen-Alster, von dem ich unter der heißen Augustsonne schon über mehrere Kilometer hinweg halluziniertgeträumt hatte.

Damnatz hat übrigens seinen eigenen „Walk Of Fame“.

Walk Of Fame

Ein vorwitziger Vierbeiner hat über viele Meter Strecke hinweg seine Pfoten tief in den Beton des Radwegs gedrückt.

Noppentaler

Noppenbewehrte Gerätschaften in Damnatz: Ein Rücken-Schubber-Gerät für den müden Wanderer? Nein. Laut Anleitung sollen diese Noppentaler die nach langen Wegstrecken oft steifen Radler-Schultern lockern. Dafür legt man eine Hand links, eine Hand rechts auf den Noppentaler und dreht die Taler dann gleichmäßig mal die eine, mal in die andere Richtung. Die Noppen stimulieren außerdem die Handinnenflächen. Dolle Sache. Die Damnatzer tun was für den Fahrradtourismus…

Herzhausen

Kitsch as kitsch can: Um ein bißchen Landidyll komme ich hier einfach nicht herum.

Stay rude, stay rebel

„Stay rude, stay rebel“: An diesem Trafoturm kurz vor Ende der Tour widerfuhr mir das Unfassbare. Ich verlor die Orientierung. Wo war ich? Hatte ich mich verfahren? Waren den Machern des „Besucherlenkungskonzepts“ unterwegs irgendwann die Schilder ausgegangen oder hatte ich die letzten Schilder schlicht übersehen? Gut, dass es Google Maps gibt. So fand ich schnell wieder auf den rechten Pfad zurück.

Alle Bilder dieser entspannten Sommertour, die mich von Dannenberg über Penkefitz, Jasebeck, Landsatz, Damnatz, Kamerun, Sipnitz und Gümse wieder zurück nach Dannenberg führte,  gibt es hier.

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Nicht Fisch, nicht Fleisch – sondern E-Bike

Da strampelt sich die ehrliche Radler-Haut gehörig einen ab, um umweltfreundlich von A nach B zu gelangen – vielleicht auch, um die Wampe das Bäuchlein halbwegs in Schach zu halten – und dann das! Frohgelaunt düst eine dieser Pedelec-Ladies an einem vorbei. In einem rasanten Tempo. An einer Steigung. Bei Gegenwind. Gibt es etwas Frustrierenderes?

Eine Leihmöglichlichkeit für Pedelecs gibt es übrigens am Dannenberger Ostbahnhof – weitere Infos hier.

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