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Möhrchen & Wetterfahnen

„Möhrchen brauchen Wind“,  lernte ich  gestern von einer Wustrower Gartenfreundin. Wenn kein Wind weht, dann werden die Möhren gnadenlos von irgendwelchen Tierchen kaputt gefressen, lautet die These. 

Gartenlos wie ich bin, ist der praktische Nutzen der Wind-Möhrchen-Theorie für mich gleich null. Dennoch: Auf dem Heimweg von dem sonntäglichen Arbeitstreffen in Wustrow achtete ich auf den Wind. Wehte überhaupt welcher?

Kaum hatte ich mich aufs Fahrrad geschwungen, fiel mir der erste „Windrichtungsgeber“, besser bekannt als Wetterfahne, auf dem First der Bahnhofsstraße 4 auf. Bis zu meinem Zielort Dannenberg sollten einige weitere folgen…

Bahnhofstraße 4 in Wustrow (Wendland)

Erst mal näher ranzoomen: Kein Wetterhahn, sondern ein kleines Männlein mit Käppi, das einen Schlüssel in der Hand hält, dazu die Initialen „T. I.“, steht dort oben auf dem Dach.

Wetter-Männlein mit Schlüssel auf dem Haus Bahnhofstraße 4 in Wustrow

Gleich um die Ecke auf dem Dach der denkmalgeschützten früheren Fabrikantenvilla in der Langen Strasse, in der seit bald 30 Jahren das Museum Wustrow untergebracht ist, weht leider keine Wetterfahne.

Museum Wustrow in der Langen Straße 9

Dafür werden die beiden schmucken Mansarden mit Metallelementen betont, die kopflos gesprengten Tulpen ähneln.

Kopflose Tulpe auf dem Dach des Museums Wustrow

Am Fehl und der Villa Wendland vorbei radelte ich einen kleinen Schlenker über Güstritz. Gleich an der Einfahrt zum Rundling hat jemand seine Leidenschaft für die Jagd auf der Wetterfahne verewigt.

Güstritz Nr. 19

Der fröhliche Hund gefällt mir.

Jäger mit Hund auf dem Dach des Hauses Güstritz Nr. 19.

Auf dem Stallgebäude der Schäferei in Jeetzel

Stallgebäude der Schäferei in Jeetzel

…steht – natürlich – ein weithin sichtbares wollweißes Wetter-Schaf.

Wetter-Schaf der Schäferei Jeetzel

In Lüchow dominieren die Jahreszahlen: in der Bergstraße 36/37, einem Teil des Gebäudekomplexes des früheren „Traditionskaufhauses“ F. Hettig, …

Dachfirst des früheren Kaufhauses Hettig

…ist es die 1907.

15b Lüchow_Hettig

Wetterfahne von 1907 auf dem früheren Kaufhaus Hettig

Auf dem Gebäude des Ratskellers Lüchow weht eine ungewöhnlich geformte Fahne: Ist es eine Welle? Ein Schiff? Ein Schnabelschuh?

Wetterfahne auf dem Ratskeller Lüchow

Oder schlicht eine stilisierte Flagge? Schmuck ist der achtzackige Stern an der Spitze.

Wetterfahne auf dem Ratskeller Lüchow

Ganz ähnlich sieht die Wetterfahne auf dem Glockenturm aus. Sie trägt die Jahreszahl 1817. Beide Fahnen datieren also nur kurze Zeit nach dem schlimmen Feuer, den die Stadt Lüchow 1811 erlebte. War es nicht sogar so, dass nur der Amtsturm und der Glockenturm den Brand damals überstanden?

Wetterfahne auf dem Glockenturm in Lüchow

Und noch eine letzte Wetterfahne kam mir in Lüchows Langer Straße vor die Linse…

Wetterfahne in der Langen Straße in Lüchow

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Hier hat sich jemand – vielleicht der Erbauer? – mit seinen Initialen ein Denkmal gesetzt.

Wetterfahne in der Langen Strasse in Lüchow

Auf dem weiteren Weg von Lüchow nach Dannenberg fielen mir keine Wetterfahnen auf, was vermutlich eher meiner nach der Winterpause etwas maroden Kondition zuzuschreiben ist. In die Pedale strampeln und weiteratmen erforderte möglicherweise meine volle Konzentration. Erst in Dannenberg angekommen hatte ich wieder Augen für die Besonderheiten am Wegesrand.

Das hübsche Wetter-Schwein, das in der Langen Strasse in Dannenberg auf dem Dach einer Schlachterei steht, und der Wetterhahn gleich nebenan waren neulich im Blog Utasflow zu sehen. Aber ein letztes Tier darf in diesem Zoo der Wetter-Tiere natürlich nicht fehlen:

Wetter-Löwe auf dem Dach des Dannenberger Waldemarturms

Ein Wetter-Löwe steht auf der Spitze des mittelalterlichen Dannenberger Waldemarturms. Genauer gesagt ist es ein „steigender Löwe“. Dieser sich auf den Hinterbeinen aufrichtende Löwe ist das Wappentier des welfischen Fürstentums Lüneburg, zu dem Dannenberg ursprünglich gehörte.

To be continued…

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Fundstück Nr. 10

Fundstück Nr. 10 – an eine Hauswand gemalter Hinweis in der Dannenberger Marschtorstrasse

Es war der frühe Neujahrsmorgen und ich hatte gerade die erste kreative Leistung des Jahres vollbracht: Ich hatte den Orakelspaziergang erfunden.

Nix da Tarotkarten legen oder Horoskope deuten. Ich wanderte stattdessen für mehrere Tage durch die nähere und fernere Umgebung und suchte nach Zeichen dafür, was das neue Jahr für mich bereit halten und was ich im neuen Jahr zu lernen haben würde.

Natürlich kamen mir dabei die profansten Sinnsprüche unter: von einem gestickten „Froh erfülle Deine Pflicht“ in einer Museumsvitrine im Museum Burg Lenzen

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…bis zu einem „Carpe Diem“ an einem geparkten Wohnwagen.

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Ziemlich am Ende meines (mehrtägigen) Orakelspaziergangs blieb ich vor diesem an eine Hauswand gemalten Hinweis stehen. „Ausspann!!“ steht da an einem Haus in der Dannenberger Marschtorstrasse.

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Diese Aufschrift fiel mir nicht zum ersten Mal auf. Und die persönliche Botschaft an mich ist auch klar…

Zum ersten Mal kam  ich jedoch auf die Idee, mich schlau zu machen, was sich hinter diesem Begriff eigentlich verbirgt: Ausspanne oder Ausspann ist eine alte Bezeichnung für ein Gasthaus, an dem Fuhrleute ihre Pferde abschirren und mit Futter und Wasser versorgen konnten und dann auch selbst Bewirtung und Unterkunft erhielten (Wikipedia weiß alles…). Bis heute sprechen wir davon, dass wir mal wieder „ausspannen“ müssen…

Das Haus in der Dannenberger Marschtorstrasse 31: insgesamt eher unscheinbar.

Und so sah das Haus auf einer historischen Ansichtskarte aus – damals hieß die heutige Marschorstraße noch Bahnhofstraße.

Historische Ansichtskarte aus dem Online-Bildarchiv http://www.wendland-archiv.de

Bis wann dieser Ausspann bestand – keine Ahnung. Falls jemand Näheres weiß, gerne her mit einem Kommentar oder einer E-Mail.

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Ich hab‘ die Fassade schön – Street Art in Dannenberg

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Das kleine Fachwerkhaus in der Marschtorstrasse 2 in Dannenberg hat sicherlich schon bessere Tage gesehen. Genauso sein Nachbar mit der verputzten Fassade in Ostzonen-Gedächtnis-Grau.

Umso verdutzter stand ich gestern nachmittag vor dem Haus mit der Nummer 2. Zwar blätterten die Fassadenfarben wie eh und je, aber jemand hatte an drei Seiten des Hauses gemalte Bildtafeln angebracht.

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In poppigen Farben scheinen verschiedene Figuren um das Haus zu tanzen, Figuren, die lebendiges Straßenleben zu zeigen scheinen.

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Zwei Hunde mit ihren Frauchen begegnen sich…

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Kinder linsen um die Hausecke…

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Großartig, wie die gemalten Szenen mit den Details des Hauses korrespondieren.

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Auch das Nachbarhaus ist mit einigen Szenen aufgemotzt.

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Von wem diese Arbeiten stammen, wer die Idee hatte, ob die Arbeiten dauerhaft dort hängen oder nur vorübergehend – keine Ahnung.

Weiß hier jemand mehr?

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Es lebt! – der wiederauferstandene Dannenberger Ostbahnhof

Der Dannenberger Ostbahnhof: In wenigen Wochen feiert er seinen ersten Geburtstag nach der aufwändigen Sanierung.

Neulich habe ich mit Teilzeitmitbewohnerin und Gelegenheitsbruder das Anfang Oktober neu entstandene Bistro im Dannenberger Ostbahnhof getestet.

Trotz des nasskalten Novemberwetters legten wir den Weg von Dannenberg West nach Dannenberg Ost zu Fuß zurück. Bald sollten bei den Mitwanderern erste Ausfallerscheinungen („Rücken!“ , „Magen!“, „Fuß kaputt!“) auftreten. Welche Wohltat war es da, nach den Strapazen des halbstündigen Gewaltmarsches Spaziergangs vom warmen Licht des frisch sanierten Bahnhofsgebäudes empfangen zu werden.

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Jahrelang hatte der Dannenberger Ostbahnhof vor sich hingemodert und einen, na, sagen wir mal, eher morbiden Charme versprüht. Jahrelang gehörte nicht viel dazu, sich vorzustellen, dass in den Ecken der feuchtkalten Immobilie erst kürzlich irgendwelches Getier verendet war. Schwer vorstellbar, dass dieses spätklassizistische Baurelikt noch einmal wiederbelebt werden sollte. Nach zwei Jahren Renovierungszeit konnte das historische Gebäude im Dezember letzten Jahres jedoch neu eröffnet werden – in Kürze feiert das Baudenkmal also seinen ersten Geburtstag nach seiner Wiederauferstehung qua Sanierung.

Die Bahnhöfe Dannenberg Ost und West auf einer historischen Ansichtskarte. Quelle: www.wendland-archiv.de.

Der Dannenberger Ostbahnhof war der erste und größte Bahnhof im Wendland (Baujahr 1873). Er lag an der Strecke Wittenberge – Buchholz. Ursprünglich hatte man mit dieser Strecke Großes vor. Sie sollte die Metropolen Berlin und Hamburg sowie Bremen verbinden und damit den Zugang zu den großen Nordseehäfen gewährleisten. Aber die Strecke blieb in ihrer Bedeutung eher unscheinbar. Heute ist der Dannenberger Ostbahnhof der letzte verbliebene aktive Bahnhof des Wendlands. Dannenberg ist nur noch Endstation; zwischen hier und Lüneburg verkehrt bis heute die sogenannte „Wendlandbahn“, im Drei-Stunden-Takt.

Der Dannenberger Ostbahnhof unterscheidet sich in der Bauart deutlich von den später entstandenen Bahnhöfen im Wendland, auch von dem zweiten Dannenberger Bahnhof West (siehe die historische Ansichtskarte). Das Bauwerk in Dannenbergs Osten, dessen Silhouette an eine Lokomotive erinnert, …

„…steht in der spätklassizistischen Tradition von Großbauten, wie sie sich an vielen von Berlin ausgehenden Bahnstrecken befinden. Das renaissanceartige Quaderwerk an Gebäudeecken sowie die asymmetrische Gestaltung deuten auf den Bautypus der italienischen Belvedere-Villa hin (von Schinkel in Berlin eingeführt)“ *
 
Und das Bistro im Bahnhof?

Die Speisekarte des neuen Bahnhofs-Bistro: mit der einer Lokomotive ähnelnden Silhouette des historischen Bahnhofsgebäudes

Ja, das Bistro befindet sich in einer Bahnhofshalle. Und: Ja, der Raum strahlt eine gewisse Sachlichkeit aus. Aber die Kerzen und Blümchen auf den Tischen und die leise Musik im Hintergrund – Klassik und Udo Lindenberg im Wechsel – ließen mich vergessen, wo wir saßen. Die in der gesamten Halle verteilten Aufsteller, Prospektständer und -tische, die bei Tageslicht einen eher unaufgeräumten Eindruck erwecken, verschwanden im angenehmen Halbdunkel des Raums. Die Bedienung? Sehr aufmerksam und freundlich. Das Essen? Bunt und lecker und mit Blümchen dekoriert. Ein echter Gewinn für das an kulinarischen Angeboten nicht gerade reiche Dannenberg.

Ich ess Blumen – in diesem Fall die leuchtendorangene Blüte von Kapuzinerkresse

Etwas bitter im Abgang….. War die Ringelblumenblüte auf meiner Gemüsequiche vielleicht doch nur als Deko gedacht?! Urgs.

Das Bistro im Bahnhof ist täglich von 18-22 Uhr geöffnet. Montags und dienstags gibt es insbesondere Wild- und Fischspezialitäten, mittwochs bis sonntags „Internationales“. Dazu gehören immer vegetarische, auf Wunsch auch vegane Gerichte. Reservierungen und Informationen zu wechselnden Speisekarte gibt es unter Tel. 05861 – 806 92 61.

Nachtrag von Ende November 2014: Der Restaurantbetrieb im Dannenberger Ostbahnhof ist vor Kurzem eingestellt worden. Schade!

* Quelle: W. Jürries (Hg.): Wendland Lexikon, Band 1, Stichwort „Eisenbahnarchitektur“, Lüchow 2000.

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Kreishaus Lüchow: Das metallene Gedöns unter der Glaskuppel

Blick nach oben: Unmittelbar unterhalb der Glaskuppel des Kreishauses hängt ein metallenes Gedöns mit quadratischem Grundriss (hier im Zentrum des Bildes) – nur Dekoration oder ist das Ding auch zu irgendwas gut?

Neulich, Freitagabend, bei einer Veranstaltung im Kreishaus: Ein Besucher befragt erst die Kollegin und dann mich intensiv-ausdauernd-hartnäckig nach dem metallenen „Gedöns“, das oberhalb des Treppenhauses unter der Glaskuppel hängt.

Ob diese Vorrichtung nur dazu da sei, „hübsch“ auszusehen, will er wissen. Oder ob sie einen praktischen Zweck erfülle – und wenn ja, wie das Ganze funktioniere. Die Kollegin weiß es nicht. Ich weiß es auch nicht. Aber der gute Mann lässt nicht locker. Ob man das Gedöns herunterfahren könne, ob es sich drehen ließe, ob man an den Seiten irgendetwas ausfahren könne, will er wissen. Wir wissen es nicht – werden aber langsam selber neugierig.

Das Gedöns scheint frei im Raum zu baumeln, ohne Zugang vom Treppenhaus – wie gelangt man nur hinauf?

Heute habe ich mich bei einem Kollegen vom Gebäudemanagement mal schlau gemacht. Tatsächlich: Diese Vorrichtung ist – wie vermutet – nicht nur Dekoration, sondern sie dient einem praktischem Zweck. Sie dient dazu, für Reinigungs- und für Wartungsarbeiten in den oberen Teil der Kuppel zu gelangen. Dafür wird das Gedöns jedoch nicht herunterlassen oder gedreht oder zur Seite geschwenkt, wie der Besucher vermutetete. Es wird auch nicht raumschiffgleich eine „Gangway“ ausgeklappt, wie wir uns lebhaft auszumalten. Je länger wir spekulierten hatten, desto abenteuerlicher waren die technischen Lösungen geworden, die wir für das Gedöns ersannen…

Das Gedöns in fast greifbarer Nähe: Aus dieser Perspektive vergißt man fast, dass es gefühlt in 25 Metern Höhe frei über dem Boden baumelt…

Es ist alles viel einfacher: Das Gedöns bleibt, wo es ist. Es wird stattdessen – ganz profan – eine eigene kleine Treppe (eher eine Art Leiter mit Geländer…) angebaut. Die Füße der Treppe stehen im Treppenhaus, der „Kopf“ der Treppe wird in das Gedöns eingehakt. Soll eine sehr schaukelige Angelegenheit sein! Wird die kleine Treppe nicht benötigt, lagert sie in einem kleinen Nebenraum.

Also alles einigermaßen unspektakulär. Bin ein bißchen enttäuscht. Die Raumschiff-Variante mit der Gangway gefiel mir besser…

Mehr Fotos aus dem Kreishaus und drumrum gibt es hier.

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