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Fundstück Nr. 10

Fundstück Nr. 10 – an eine Hauswand gemalter Hinweis in der Dannenberger Marschtorstrasse

Es war der frühe Neujahrsmorgen und ich hatte gerade die erste kreative Leistung des Jahres vollbracht: Ich hatte den Orakelspaziergang erfunden.

Nix da Tarotkarten legen oder Horoskope deuten. Ich wanderte stattdessen für mehrere Tage durch die nähere und fernere Umgebung und suchte nach Zeichen dafür, was das neue Jahr für mich bereit halten und was ich im neuen Jahr zu lernen haben würde.

Natürlich kamen mir dabei die profansten Sinnsprüche unter: von einem gestickten „Froh erfülle Deine Pflicht“ in einer Museumsvitrine im Museum Burg Lenzen

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…bis zu einem „Carpe Diem“ an einem geparkten Wohnwagen.

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Ziemlich am Ende meines (mehrtägigen) Orakelspaziergangs blieb ich vor diesem an eine Hauswand gemalten Hinweis stehen. „Ausspann!!“ steht da an einem Haus in der Dannenberger Marschtorstrasse.

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Diese Aufschrift fiel mir nicht zum ersten Mal auf. Und die persönliche Botschaft an mich ist auch klar…

Zum ersten Mal kam  ich jedoch auf die Idee, mich schlau zu machen, was sich hinter diesem Begriff eigentlich verbirgt: Ausspanne oder Ausspann ist eine alte Bezeichnung für ein Gasthaus, an dem Fuhrleute ihre Pferde abschirren und mit Futter und Wasser versorgen konnten und dann auch selbst Bewirtung und Unterkunft erhielten (Wikipedia weiß alles…). Bis heute sprechen wir davon, dass wir mal wieder „ausspannen“ müssen…

Das Haus in der Dannenberger Marschtorstrasse 31: insgesamt eher unscheinbar.

Und so sah das Haus auf einer historischen Ansichtskarte aus – damals hieß die heutige Marschorstraße noch Bahnhofstraße.

Historische Ansichtskarte aus dem Online-Bildarchiv http://www.wendland-archiv.de

Bis wann dieser Ausspann bestand – keine Ahnung. Falls jemand Näheres weiß, gerne her mit einem Kommentar oder einer E-Mail.

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Ich hab‘ die Fassade schön – Street Art in Dannenberg

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Das kleine Fachwerkhaus in der Marschtorstrasse 2 in Dannenberg hat sicherlich schon bessere Tage gesehen. Genauso sein Nachbar mit der verputzten Fassade in Ostzonen-Gedächtnis-Grau.

Umso verdutzter stand ich gestern nachmittag vor dem Haus mit der Nummer 2. Zwar blätterten die Fassadenfarben wie eh und je, aber jemand hatte an drei Seiten des Hauses gemalte Bildtafeln angebracht.

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In poppigen Farben scheinen verschiedene Figuren um das Haus zu tanzen, Figuren, die lebendiges Straßenleben zu zeigen scheinen.

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Zwei Hunde mit ihren Frauchen begegnen sich…

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Kinder linsen um die Hausecke…

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Großartig, wie die gemalten Szenen mit den Details des Hauses korrespondieren.

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Auch das Nachbarhaus ist mit einigen Szenen aufgemotzt.

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Von wem diese Arbeiten stammen, wer die Idee hatte, ob die Arbeiten dauerhaft dort hängen oder nur vorübergehend – keine Ahnung.

Weiß hier jemand mehr?

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Fundstück Nr. 9

Den Elbdeich unter den Skiern – und die Alpen in Sichtweite: die Skifreunde Elbdeichrutscher

Heute hat im Wendland fühlbar die kalte Jahreszeit Einzug gehalten. In der Nacht ist das Quecksilber erstmals unter Null gerutscht. Da wird es Zeit, sich über die hiesigen Wintersport-Möglichkeiten schlau zu machen. Wintersport im Wendland? Abfahrt? Langlauf?

Die „Skifreunde Elbdeichrutscher“, deren Aufkleber ich auf einem parkenden Auto auf dem Lüchower Gildehausparkplatz entdeckte, scheinen zu wissen, wie man aus den platten örtlichen Gegebenheiten das Beste macht… Und am Horizont wähnt der Elbdeichrutscher sogar alpine Landschaften…

Ich habe gehört, dass es in der Göhrde und am Höhbeck im besten Sinne fanatische Langläufer geben soll. Einen kleinen Film von einer Langlauf-Tour in der Göhrde im März 2013 von Christian Northe gibt es hier.

Und eine Ferienwohnungs-Vermieterin in Hitzacker, die für ihren kreativen Elan mindestens stadtbekannt ist, plant, in diesem Winter erstmals Wandertouren mit Schneeschuhen anzubieten (Näheres weiß die Elbtalaue-Wendland Touristik, genauer: die Touristinfo Hitzacker, Tel.: 05862 -96 970). Wenn es soweit ist: Ich bin dabei!

Hat hier jemand Tipps, wie man die dunkle fahrradlose Zeit im Wendland gut rumbringt? Und mal ernsthaft: Wer sind diese Elbdeichrutscher?

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Es lebt! – der wiederauferstandene Dannenberger Ostbahnhof

Der Dannenberger Ostbahnhof: In wenigen Wochen feiert er seinen ersten Geburtstag nach der aufwändigen Sanierung.

Neulich habe ich mit Teilzeitmitbewohnerin und Gelegenheitsbruder das Anfang Oktober neu entstandene Bistro im Dannenberger Ostbahnhof getestet.

Trotz des nasskalten Novemberwetters legten wir den Weg von Dannenberg West nach Dannenberg Ost zu Fuß zurück. Bald sollten bei den Mitwanderern erste Ausfallerscheinungen („Rücken!“ , „Magen!“, „Fuß kaputt!“) auftreten. Welche Wohltat war es da, nach den Strapazen des halbstündigen Gewaltmarsches Spaziergangs vom warmen Licht des frisch sanierten Bahnhofsgebäudes empfangen zu werden.

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Jahrelang hatte der Dannenberger Ostbahnhof vor sich hingemodert und einen, na, sagen wir mal, eher morbiden Charme versprüht. Jahrelang gehörte nicht viel dazu, sich vorzustellen, dass in den Ecken der feuchtkalten Immobilie erst kürzlich irgendwelches Getier verendet war. Schwer vorstellbar, dass dieses spätklassizistische Baurelikt noch einmal wiederbelebt werden sollte. Nach zwei Jahren Renovierungszeit konnte das historische Gebäude im Dezember letzten Jahres jedoch neu eröffnet werden – in Kürze feiert das Baudenkmal also seinen ersten Geburtstag nach seiner Wiederauferstehung qua Sanierung.

Die Bahnhöfe Dannenberg Ost und West auf einer historischen Ansichtskarte. Quelle: www.wendland-archiv.de.

Der Dannenberger Ostbahnhof war der erste und größte Bahnhof im Wendland (Baujahr 1873). Er lag an der Strecke Wittenberge – Buchholz. Ursprünglich hatte man mit dieser Strecke Großes vor. Sie sollte die Metropolen Berlin und Hamburg sowie Bremen verbinden und damit den Zugang zu den großen Nordseehäfen gewährleisten. Aber die Strecke blieb in ihrer Bedeutung eher unscheinbar. Heute ist der Dannenberger Ostbahnhof der letzte verbliebene aktive Bahnhof des Wendlands. Dannenberg ist nur noch Endstation; zwischen hier und Lüneburg verkehrt bis heute die sogenannte „Wendlandbahn“, im Drei-Stunden-Takt.

Der Dannenberger Ostbahnhof unterscheidet sich in der Bauart deutlich von den später entstandenen Bahnhöfen im Wendland, auch von dem zweiten Dannenberger Bahnhof West (siehe die historische Ansichtskarte). Das Bauwerk in Dannenbergs Osten, dessen Silhouette an eine Lokomotive erinnert, …

„…steht in der spätklassizistischen Tradition von Großbauten, wie sie sich an vielen von Berlin ausgehenden Bahnstrecken befinden. Das renaissanceartige Quaderwerk an Gebäudeecken sowie die asymmetrische Gestaltung deuten auf den Bautypus der italienischen Belvedere-Villa hin (von Schinkel in Berlin eingeführt)“ *
 
Und das Bistro im Bahnhof?

Die Speisekarte des neuen Bahnhofs-Bistro: mit der einer Lokomotive ähnelnden Silhouette des historischen Bahnhofsgebäudes

Ja, das Bistro befindet sich in einer Bahnhofshalle. Und: Ja, der Raum strahlt eine gewisse Sachlichkeit aus. Aber die Kerzen und Blümchen auf den Tischen und die leise Musik im Hintergrund – Klassik und Udo Lindenberg im Wechsel – ließen mich vergessen, wo wir saßen. Die in der gesamten Halle verteilten Aufsteller, Prospektständer und -tische, die bei Tageslicht einen eher unaufgeräumten Eindruck erwecken, verschwanden im angenehmen Halbdunkel des Raums. Die Bedienung? Sehr aufmerksam und freundlich. Das Essen? Bunt und lecker und mit Blümchen dekoriert. Ein echter Gewinn für das an kulinarischen Angeboten nicht gerade reiche Dannenberg.

Ich ess Blumen – in diesem Fall die leuchtendorangene Blüte von Kapuzinerkresse

Etwas bitter im Abgang….. War die Ringelblumenblüte auf meiner Gemüsequiche vielleicht doch nur als Deko gedacht?! Urgs.

Das Bistro im Bahnhof ist täglich von 18-22 Uhr geöffnet. Montags und dienstags gibt es insbesondere Wild- und Fischspezialitäten, mittwochs bis sonntags „Internationales“. Dazu gehören immer vegetarische, auf Wunsch auch vegane Gerichte. Reservierungen und Informationen zu wechselnden Speisekarte gibt es unter Tel. 05861 – 806 92 61.

Nachtrag von Ende November 2014: Der Restaurantbetrieb im Dannenberger Ostbahnhof ist vor Kurzem eingestellt worden. Schade!

* Quelle: W. Jürries (Hg.): Wendland Lexikon, Band 1, Stichwort „Eisenbahnarchitektur“, Lüchow 2000.

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Fundstück Nr. 8

Angenagt

Friseur. Schlicht: Friseur.

Nicht „Studio HAARmonie“. Oder „Uschi’s Laden“. Nur: Friseur. Das kann sich nur erlauben, wer im Ort das Frisiermonopol innehat. So entdeckt in der „kleinsten Stadt Niedersachsens“: Schnackenburg.

Übrigens: Dieses rostzerfressene Schild hängt nicht etwa an einem abbruchreifen Gebäude – und jeden Moment kommt ein Mitarbeiter des Abrissunternehmens vorbei und stellt sich auf seine Leiter, um das rostige Erinnerungsstück abzumontieren. Das Schild hängt an einem aktiven Friseur-Laden. Als ich in der Mittagszeit daran vorbei kam, herrschte dort reger Betrieb. Ich sag‘ ja: Frisier-Monopol!

…noch so ein angenagtes Relikt.

Weitere Fotos von einem Spaziergang in Schnackenburg Anfang Oktober, als ich für drei Stunden im östlichsten Zipfel des Wendlandes gestrandet war – Busfahrpläne müsste man lesen können…- , gibt es hier.

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