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Gute-Nerven-Kekse zum Urlaubsende – irgendwas zwischen Hl. Hildegard und Yogi Sivananda

„Ich kann mich ärgern, bin aber nicht dazu verpflichtet.“
Unbekannt

Um meine im Urlaub erlangte Gemütsruhe auch im Arbeitsalltag, der ab morgen wieder beginnt, möglichst lange aufrecht zu erhalten, habe ich mir heute einen kleinen Vorrat an Gute-Nerven-Kekse gebacken: mit jeder Menge Muskat, Zimt und Ingwer, Haferflocken, Dinkel und einer Handvoll Walnüssen. Gedacht sind diese Kekse eher als Stärkungsmittel denn als Süßigkeit. Dann sollte ab morgen eigentlich nichts mehr schief gehen.

Zutaten Gute-Nerven-Kekse

Gute-Nerven-Kekse: dies sind die Zutaten.

Das Rezept ist eine Mischung aus den sogenannten „Nervenkeksen“ der Benediktinerin und Universalgelehrten Hildegard von Bingen und den „Yoga-Keksen“, die am Ende mancher Sivananda-Yoga-Stunde gerne zur Stärkung geknuspert werden.

Die „Nervenkekse“ der Heiligen Hildegard (einfach mal googeln, im Netz gibt es dazu jede Menge Rezepte) wollte ich längst schon einmal ausprobiert haben. Hauptzutaten sind Dinkel und Muskat. Hildegard schwörte auf Dinkel, die Urform des Weizens, und riet, ihn täglich zu essen. Muskat empfahl sie als universales Mittel gegen Trübsinn, zur Blutreinigung, Entgiftung, bei Ermüdbarkeit, Trägheit, Konzentrationsschwäche, Gehemmtheit und Herzdruck. Und so gab sie zu den Nervenkeksen den Tipp:

„Iss diese oft und alle Bitternis deines Herzens und deiner Gedanken weiten sich, dein Denken wird froh, deine Sinne rein, alle schadhaften Säfte in dir minderer, es gibt guten Saft deinem Blut und macht dich stark.“

Ganz unumstritten sind Hildegard Nervenkekse heute indes nicht, insbesondere wegen der großen Menge an Muskat. Denn dieser kann in größeren Mengen berauschend wirken. Heutige Empfehlungen lauten, als Erwachsener nicht mehr als vier oder fünf Kekse am Tag essen. Es sei denn, man möchte Englein sehen.

Im Unterschied zu den klassischen Nervenkeksen kommen zu meinen Gute-Nerven-Kekse noch Walnüsse und Haferflocken (Eiweiss-Power!) hinzu.

Kneten

Kneten!

Die trockenen Zutaten und das Öl vermengen und bis zu 200 ml Hafermilch (alternativ: Kuhmilch oder Wasser) hinzugeben, bis der Teig die gewünschte Konsistenz hat.

Kekse bereit zum Backen

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Mit einem Löffel kleine Berge aufs Blech häufen und zu mehr oder weniger attraktiven Keksen formen. Insgesamt ergibt die Teigmenge 12 Kekse mit ungefähr 10 cm Durchmesser. Im auf 200 Grad vorgeheizten Backofen backen, bis die Kekse sich  am Rand goldbraun färben – dauert etwa 12 bis 15 Minuten.

Kekse zum Tee

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Zugegeben: Schönheitswettbewerbe lassen sich mit diesen Keksen nicht gewinnen. Sie sehen seeeehr gesund aus, schmecken aber gut: leicht würzig und nicht so süß. Könnten durchaus auch mal als Frühstücksersatz herhalten.

Wer sich fragt, was das in dem Bild oben für eine seltsame Tasse ist, bei der man von oben durch den Henkel gucken kann: Eine solche Tasse mit diesem ungewöhnlichen waagerecht angebrachten Henkel hat man bei archäologischen Grabungen am früheren Schloss- bzw. Burgplatz in Lüchow entdeckt. Eine hiesige Töpferei hat diese Tasse nachgebildet und bietet sie als „Wendland-Schale“ in verschiedenen Größen und Ausführungen an. Das historische Original ist im – aktuell leider geschlossenen – Museum im Amtsturm Lüchow ausgestellt.

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Vanillekipferl – das Rezept

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„Du hast dein Kipferl-Rezept immer noch nicht gepostet! Jetzt war ich gezwungen, zur Backmischung zu greifen!“ beschwerte sich in der letzten Woche Kollegin M. bei mir.

Wie bitte?! Kipferl aus einer Fertig-Backmischung? Das rangiert definitiv noch vor Den-Namen-des-Herrn-missbrauchen! Also, bitte schön, hier ist mein Vanillekipferl-Rezept – im übrigen eins von vielen, die aktuell im Netz kursieren. Eins einfacher als das andere.

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Die Zahl der Kipferl-Liebhaber scheint immens. Was ist es? Der zart vanillige Duft? Das leicht Zerbrechliche dieses Gebäcks? Die besondere Mondsichel-Form? Angeblich sollen die Kipferl zudem eine aphrodisische Wirkung haben (ich merk‘ noch nichts).

Über die Herkunft dieses traditionellen Weihnachtsgebäcks ist im Netz wenig zu finden. Es geht die Legende, Wiener Bäcker hätten, als die Stadt 1683 wieder einmal von den Türken belagert war und diese versuchten, einen Tunnel unter der Stadt in den Stein zu treiben, Alarm geschlagen. Denn die Bäcker waren diejenigen, die das seltsame Hämmern im Untergrund vernommen hatten, als sie in den frühen Morgenstunden ihre Backöfen anheizten. Dank dieser Wachsamkeit konnten die Türken endgültig in die Flucht geschlagen werden, so heißt es. Zur Erinnerung an diesen Sieg buken die Bäcker daraufhin diese Plätzchen in Form des türkischen Halbmondes…

Was braucht’s?

Für den Teig:

  • 300 g Mehl
  • 80 g Zucker
  • das Innere einer Vanilleschote
  • 150 gemahlene Mandeln
  • 250 g weiche Butter

Nach dem Backen:

  • das Innere einer Vanilleschote
  • 200 g Puderzucker

Die Zutaten zu einem geschmeidigen Teig verarbeiten und zu Rollen formen, die ungefähr den Durchmesser von 5-Mark-Stücken haben. Den Teig kalt stellen bis er fest ist.

Die Teigrollen in etwa gleich große Scheiben schneiden. Aus einer Scheibe eine kleine Kugel formen, diese zwischen den Handflächen zu einer etwa fingergroßen Spindel formen, aufs Backblech legen und liegend (die Spindel, nicht die Bäckerin) zu einer kleinen Sichel formen.

So geht’s: von einer Kugel über eine Spindel zum Kipferl

Kipferl, gleich geht’s in den Ofen.

Bei 170 Grad etwa 20 Minuten backen. Den Puderzucker mit der Vanille vermixen. Die Kipferl noch heiß im Vanille-Puderzucker wälzen. Vorsicht, sie zerbrechen leicht.

Schon mal das Butterbrotpapier zurechtschneiden: Es dient dazu, die Kipferlschichten in Glas oder Blechdose voneinander getrennt zu halten. Ausserdem knistert es so schön, wenn man sich ein neues Kipferl greift…

Nach dem Abkühlen die Kipferl in eine Blechdose oder ein gut verschliessbares Glas füllen. Zu guter Letzt: die Dose gut verstecken. Haha.

Vanillekipferl zum Nachmittagskaffee

Lesenswertes zur Geschichte der Vanille, der “Königin der Gewürze”, und sicherlich die entscheidende Zutat, die für die Beliebtheit der Kipferl verantwortlich ist, gibt es übrigens auf dieser Seite.

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