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SILO von Hugh Howey: mein Favorit unter den “Sommerbüchern 2013”

Silo von Hugh Howey

Der Roman des US-amerikanischen Autors Hugh Howey (*1975), von dem ich bis dato noch nie gehört hatte, war für mich die Überraschung des Sommers und hat mich über Tage völlig in seinen Bann gezogen.

Alles menschliche Leben findet in einem unterirdischen Silo statt – und das seit Generationen. Denn die Außenwelt ist toxisch. Verseucht. Was genau passiert ist, weiß offensichtlich niemand mehr.

Silo 500Im Silo gibt es eine komplette eigene Gesellschaft mit einem weiblichen “Mayor” (Bürgermeisterin), einem “Sheriff”, es gibt Plantagen, eine IT-Abteilung, Kindergärten, Schulen, eine Krankenstation. Alles, was man zum Leben braucht. Alles Leben, alles Sterben findet innerhalb des Silos statt. Kinder zu bekommen ist beschränkt: Das Los bestimmt, welche Paare versuchen dürfen, schwanger zu werden. Wer stirbt, wird innerhalb des Silos zu Kompost.

Das Sprechen, ja selbst das Nachdenken über das, was “Draußen” ist, ist hochgradig tabuisiert. Wer gegen dieses Tabu verstößt, muß damit rechnen, mit der “Reinigung” bestraft zu werden. Er wird in einem Schutzanzug nach “draußen” geschickt, um dort die Kameralinsen zu reinigen, die den Silobewohnern die verseuchte Welt draußen anzeigen. Allerdings kommt die Verurteilung zur “Reinigung” einem Todesurteil gleich. Denn die Schutzanzüge halten der toxischen Umwelt nur kurze Zeit stand.

Trotz aller Restriktionen und Tabus gibt es Silobewohner, die zweifeln, ob die Welt des Silos wirklich alles ist. So Juliette, eine Mechanikerin aus den untersten Etagen des Silos:

“Welcher Gott würde unten so viel Gestein erschaffen und oben so viel Luft und dazwischen einen so mickrigen Silo?”

Am Horizont der Außenwelt sind Überreste einer verfallenden Skyline zu sehen. Und auch die verblassten Bilder alter Kinderbücher, die im Silo im Umlauf sind, zeigen noch eine ganz andere Welt. Juliette überlegt:

“…beide schienen auf etwas hinzuweisen, das über den Silo hinausgeht. Die Priester hätten natürlich gesagt, das die Skyline ein Beweis dafür sei, dass der Mensch seine Grenzen nicht überschreiten dürfe. Aber die Kinderbücher? Die vielen verblichenen Farben? – Das alles entstamme der überbordenden Phantasie von Schriftstellern, würde es heißen. Eine Berufsgruppe, die man abgeschafft hatte, weil sie zu viele Probleme heraufbeschwor.”

Der Roman lebt von seinen selbstbewußten Figuren, an erster Stelle die Figur der Mechanikerin Juliette, die zweifelt, die Fragen stellt, die sich damit natürlich jede Menge Ärger einhandelt – und die schließlich entdeckt, dass die Welt um einiges größer ist als seit Generationen angenommen.

Wenn ich ein paar Euro über hätte, würde ich nicht zögern, mir die Filmrechte an “Silo” zu sichern! Aber wahrscheinlich ist dieser Deal lägst gelaufen. Nur eine Bitte, liebes Hollywood: Bitte verfilmt “Silo” nicht mit Frau Jolie. Danke.

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